© 2020 Alfred Pfister
2010 Grosse Baltikum Tour Reisebericht
22.05.2010 Schweiz - Northeim
www.fredpfister.ch
Eigentlich haben wir geplant, Südengland bis Wales zu bereisen. Fähren und Campingplätzen erscheinen uns bei den Vorbereitungen recht teuer. Wir finden einen super gutes
Fährangebot für Kiel /Klaipeda, Talinn / Helsinki, Turku /Stockholm und Helsingborg / Helsingör sowie Rödbyhavn / Puttgarden, eine ideale Ergänzung zu unseren Reisen 2008 und 2009:
Wir planen vor allem, von Riga aus entlang der Küsten von Estland und Lettland zu reisen, die südliche Seenplatte Finnlands kennen zu lernen und einige Ziele in Südschweden zu
erkunden. Alles Gegenden, die wir aus Zeitmangel bei unseren zwei letzten Reisen in den Norden aus Zeitmangel auslassen mussten.
Nach restlichen Vorbereitungen am und im WOMO am Freitag fahren wir am Samstag, 22.05. frühmorgens ab. Unser Ziel wäre, Hamburg zu erreichen. Doch Baustellen, Staus und
notwendige Einkäufe für die nächsten Tage verzögern unsern Zeitplan. Wir halten an der Northeimer Seenplatte auf unserem bewährten Stellplatz. Nach frischen Spargeln und Kartoffeln
aus der Region spaziere ich noch am See entlang, bevor wir früh ins Bett gehen.
23.05.2010
Pfingstsonntag
Northeim / Hamburg / Kiel
1‘019 km
Um 08.30 verlassen wir Northeim und sind um 11.00 Uhr am Hamburger Fischmarkt und Hafen. Wir erleben gerade noch den Schluss dieses Marktes (sonntags von 06.00 – 12.00 Uhr):
Stände werden abgebrochen, riesige Abfallberge, aus denen sich am Quai sitzende Junge und Alte die Taschen, Tüten und Einkaufswagen mit herrlich frischen Salaten, Gemüsen,
Früchten routiniert und anscheinend gewohnheitsgemäss füllen. Das muss blitzschnell gehen, denn die Müllautos und Putzmaschinen rücken bereits an. In einer riesigen Eventhalle
verköstigen und unterhalten sich andere bei jazziger und rockender Livemusik. Der fetzigen Tanzmusik hätte ich noch gerne länger zugehört – und natürlich liebend gerne weiter dazu
getanzt (interessierte Tänzer sind genügend dort!!!). Aber wir haben uns zum Mittagessen im „alten Fischerhus“ angemeldet. Nach feinem Fischgericht schlendern wir entlang St. Pauli und
Reeperbahn, vorbei an den für Frauen abgesperrten Strassen (!) bis zur „grossen Freiheit Nr. 7“ und kehren zurück zum Restaurant, wo unser WOMO parkt.
Um 15.00 Uhr kommen wir bereits in Kiel-Wik, Mecklenburgerstrasse 58, direkt neben Schleuse und Fährhafen an und ergattern einen der letzten Plätze. Wir beobachten die Riesen-Pötte,-
Frachter und Luxusdampfer -, die in die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals fahren oder heraus kommen.
24.05.2010
Pfingstmontag, Fredis Geburtstag
Kiel / auf Ostsee
Als wir aufwachen, regnet es in Strömen – und ist kalt, sodass wir die Heizung anstellen, bevor wir gepflegt frühstücken und das WOMO für die erste Überfahrt vorbereiten. Um 11.00 Uhr
sind wir bereits am Kieler Ostufer-Fährhafen; endloses Warten, bis wir endlich um 14.00 Uhr ablegen. Wir verlassen die Kieler Förde bei grauem Himmel. Umso weiter wir gen Osten
kommen, desto heller wird das Wetter. Eine herrliche Aussenkabine, fantastisches Buffet, Blick auf Hiddensee und Rügen bei Sonnenschein und untergehender Sonne machen Fredis
Geburtstag zu einem unvergesslichen Erlebnis auf hoher See. Wir sehen noch Fähren aus Swinemünde und Stettin, vermuten auf nordöstlicher Seite Bornholm, bevor wir definitiv in unsere
Kajüte – mit Blick auf den Mond – eintauchen.
25.05.2010
Dienstag, auf See / Klaipeda / Kurische Nehrung
60 km
Wir haben Zeit gemütlich zu duschen, uns an Deck bei zunehmendem Wellengang – Windstärke ca. 5-6 Bf – „durchblasen“ zu lassen, bevor wir um 9.00 das reichhaltige Frühstücksbuffet
geniessen. Langsam nähern wir uns wieder dem Land: Kaliningrad ist als Silhouette zu sehen, dann die Kurische Nehrung und Klaipeda. Nette Gespräche: mit Ahmed und Sigita, eine
Litauerin, die nach 1.5 Jahren mal wieder ihre Verwandten besuchen will, einem Flugsimulatorlehrer, der sich an der Ostseeküste bestens auskennt, und einem Bauherrn, der – bevor er
seine bestellten Fenster in Posnan abholt - ebenfalls einen Abstecher nach Nida machen möchte – verkürzen die Reisezeit.
In Klaipeda finden wir ohne Probleme – dank Sigitas Wegbeschreibung – die Fähre im Ostuferhafen; Wir müssen einige Zeit warten, bis auch wir zur Kurischen Nehrung übersetzen
können, da zuerst Litauer zum Arbeitseinsatz befördert werden. (Wir bezahlen 120 Litas für die Fähre und Durchqueren des Naturschutzgebietes – 50 km= 50 Litas).
Das Wetter ist mit 9-10° und starkem Wind nicht gerade unser Traum, aber wir machen trotzdem von „Nidas Campingas“ aus einen Spaziergang über die gewaltigen Dünen nach Nida. Alte
Fischerhäuschen sind wunderschön restauriert und gepflegt; die hölzernen Windfahnen („Kurenkahnwimpel“), die sich in vielen Gärten und vor öffentlichen Gebäuden befinden, sind
speziell und nur in Nida anzutreffen. Eine architektonisch gelungene moderne Holzkirche lädt zum Verweilen ein.
Nach Grill-Znacht beschliessen wir im gemütlich warmen WOMO den erlebnisreichen Tag.
26.05.2010
Mittwoch, Nida / Riga / Kemping Karnikava Dzirnezers
411 km
Wir verlassen diesen unter Föhren gelegenen schönen Campingplatz bei Sonnenschein, aber starkem Wind und fahren zur Bibliothek und dem Sommerhaus-Haus auf dem Hexenberg, in
dem Thomas Mann mit seiner Familie 1930 bis 1932 gelebt hat. Von hier haben wir eine traumhafte Aussicht über die Nehrung auf das Haff. (In den 20-iger Jahren wurde Nida zu einer
Künstlerkolonie und unter dem Maler Ernst Mollenhauer zur Residenz der expressionistischen „Brücke-Maler“, unter den Nazis als entartet „abgehängt“ und von Rotarmisten „verheizt“.
Zeugnisse aus der Zeit Thomas Manns existieren nur in Form von Fotokopien, Postkarten, Zeitungsartikeln, die die Tochter von E. Mollenhauer in mühsamer Kleinstarbeit zusammen
getragen hat.)
(Ein Bild von E. Mollenhauer „Strand-Lauf“ ist noch zu sehen)
Bei unserer Fahrt in Richtung Riga (siehe Reisebericht 2009 ausführliche Beschreibung) wird das Wetter zunehmend grauer, windig und kalt. Wir umfahren Riga und begeben uns 25 km
nördlich auf den Camping-Platz „Karnikava Dzirnezers“ zwischen Strasse und idyllischem See, allerdings ohne Duschen und WC. Wir sind hier alleine, nur von einem Fischer eingewiesen
und betreut. Mit einem Abendspaziergang bis zum Sonnenuntergang beschliessen wir diesen erlebnisreichenTag.
27.05.2010
Donnerstag, Riga / Haapsalu
265 km
Wir fahren auf der A1 an der Küste entlang in Richtung Pärnu und biegen an der Grenze zu Estland auf die Küstenstrasse ab. Für unseren Mittagshalt finden wir einen schönen Parkplatz an
einer Lagune und Weg durch die Dünen zum Strand.
Bei Uulu fahren wir auf einem Sandweg durch einen Föhrenwald zum Strand. Ein breiter Schilfgürtel trennt uns von der Ostsee; wir lauschen andächtig dem vielstimmigen Vogelgezwitscher;
hinter dem Brackwasser taucht die Silhouette von Pärnu auf; unser Weg führt uns weiter durch Naturschutzgebiet: Maiglöckchen, Heidelbeerstauden soweit das Auge reicht; Ebereschen
auch; ein Reh, aber kein Elch.
Der Campingplatz Sidike kurz vor Haapsalu ist sehr bescheiden; er liegt in einem ungepflegten Park einer ehemaligen Villa; das erste Mal begegnen wir Mückenschwärmen. Fredi versucht
zum 2. Mal seine Campingchecks einzulösen; auch dieser Versuch scheitert. Doch ein freundliches Detail ist doch erwähnenswert: Die Flaggen der Nationen, die sich hier treffen, werden
gehisst – Finnland, Österreich, Schweiz.
28.05.2010
Freitag, Haapsalu / Tallinn
109 km
Heute wollen wir beizeiten Talinn erreichen; auch wegen des schlechten Wetters machen wir wenig Zwischenhalte. Nur in Laitse besichtigen wir das Schloss, das zu einem ehemaligen
Gutshof gehört und jetzt in Restaurant und Kindertagesstätte umfunktioniert ist. Dazu gehört ein schöner, gepflegter Park.
In Talinn parkieren wir auf einem grossen Parkplatz in der Nähe des Fährhafens (24h = 25EEK) und begeben uns auf die Altstadt-Besichtigung. Talinn, die bestbefestigte Stadt an der
Ostsee, hat eine ansprechende Altstadt mit vielen – allerdings teuren – Restaurants, Innenhöfen und vielen Strassen-Attraktionen. Sogar bei diesem kalten Wetter sitzen die Menschen
draussen, diskutieren lebhaft und schauen dem regen Treiben zu. Unser Weg führt uns zum Rathausplatz, durch enge Kopfsteinpflaster-Gassen zum Domberg an Stadtmauern und
historischen Gebäuden entlang, durch die untere und obere Altstadt: Stadthaus, St. Olaikirche, Nikolaikirche, Nonnentor, Schwarzköpfehaus, russisch orthodoxe Alexander Nevsky
Kathedrale, Regierungsgebäude, um nur einige der wirklich lohnenswerten Gebäude zu nennen.
Vom Domberg haben wir eine herrliche Aussicht auf die Stadt, können uns an den Türmen orientieren, und steigen eine steile Treppe hinab, um uns wieder langsam zum Hafen und WOMO
zu begeben.
29.05.2010
Samstag, Tallinn / Helsinki
Fähre
Kotka
142 km
Die Nacht ist sehr unruhig: Autos und Motorräder veranstalten ohrenbetäubende Wettrennen; jemand klopft ans WOMO. Helmut und Werner aus Heilbronn mit selbst eingerichtetem Unimag
parken neben uns und wollen am Morgen auch auf die Fähre. Unser Wecker klingelt um 06.00. Wir tanken und checken ein. Pünktlich um 08.00 Uhr legen wir ab. Die Silhouette von Tallinn
ist grandios. Das Frühstücksbuffet überzeugt uns wenig; allerdings haben wir anscheinend das falsche Restaurant gewählt, denn Helmut schwärmt von seinem Buffet und Sekt und riesigen
Lachsmengen! Durch die Schären windet sich die Fähre zwischen engsten Markierungen zum Hafen von Helsinki.
Da Fredi Helsinki kennt, bleibt er in einer Seitenstrasse beim WOMO, während ich den Museumshafen anschaue, den Berg hinauf zur Uspenski-Kathedrale laufe, ein monumentales rotes
Backstein-Bauwerk. Von hier aus habe ich auch einen herrlichen Rundblick auf die Stadt und entdecke auch das zweite wichtige Gebäude, die lutherische Domkirche, auf einem
Granitfelsen erbaut. Während meiner Besichtigungstour fängt es wieder an zu regnen, und ich flüchte zu Fredi ins WOMO.
Wir fahren weiter, an der Küste in östlicher Richtung bis Kotka auf der Halbinsel Mussalo zum Campingplatz Santalakti, der wieder einmal schön angelegt und sauber ist. Fast nur Finnen,
die sehr freundlich sind. Wir machen noch einen Spaziergang am Strand entlang; ganz hart gesottene Finnen springen kurz aber heftig ins Wasser und kommen krebsrot wieder heraus; ich
bestaune noch ein weitläufiges Saunadorf zwischen Föhren und Findlingen, aber entdecke niemanden, der diese Annehmlichkeiten nutzt.
Es war ein langer Tag, und wir gehen früh in unsere Kojen.
30.05.2010
Sonntag, Kotka / Laivalaituri
261 km
Ungern verlassen wir diesen schönen Campingplatz. Nach den üblichen Ent- / Versorgungsarbeiten fahren wir zurück nach Kotka, machen eine Stadtrundfahrt und fahren weiter über
Hamina landeinwärts nach Luumäki zum Kivijärvi-See; faszinierend sind die verwinkelten See-„Äste“, die zwischen Wald, Strasse, Brücken zum Vorschein kommen; kleine Bootshäfen,
einsame Strassen, Wege, unberührt anmutende Natur. In Lappeenrenta machen wir einen Einkaufshalt und staunen über die vielen Russen-Autos – die Grenze ist hier nur wenige
Kilometer, Petersburg rund 125 km entfernt -: organisierte Kleinbusse werden mit Einkäufen vollgestopft; die Kühlfächer in den Läden sind fast leer; das Angebot ist weitgehend auf
russische Bedürfnisse ausgerichtet.
Wir fahren über Imatra weiter an verschiedenen kleineren Seen entlang zum Sempelejärvi-See, wo wir anfangen, einen Übernachtungsplatz zu suchen.
Doch zuerst wollen wir Fisch zum Abendbrot kaufen. Wir sehen nur wenige dieser speziellen Läden am Strassenrand. Wir halten bei einem solchen Schild, sehen einen russischen Bus; ein
zweiter spuckt gerade Passagiere aus, die sich in den Laden stürzen; es ist unmöglich, nur in den Laden hineinzukommen, geschweige Fisch zu sehen oder kaufen zu können; unser
Rückzug erfolgt ziemlich spontan... und frustriert.
Am Utrasselkä-See verlassen wir die Hauptstrasse; der Weg führt uns über einen natürlichen Damm zwischen Haapavesi- und Pihlajavesi-See; dieser Hügelrücken ist 25 m hoch und 7 km
lang und fällt nach beiden Seiten steil ab; er ist als Geschiebe in der letzten Eiszeit entstanden. Überhaupt bin ich erstaunt über die hügelige und abwechslungsreiche Landschaft mit
wunderschönen Wanderwegen; in meiner Vorstellung war Südfinnland flach, eben, landschaftlich immer gleichbleibend, was sich nun als Irrtum herausstellt; ich bin total begeistert und
entdecke immer wieder Neues.
Bei Punkaharju finden wir den Campingplatz „Kesämaa“, gleich hinter dem wohl bekannten, aber noch geschlossenen Freizeitpark. Auch der grosse Campingplatz mit Teich, Springbrunnen
und Seeanschluss ist sonntags geschlossen; aber das Tor steht weit offen, und wir parkieren neben Deutschen, Franzosen und Finnen.
Das Wetter wie im April scheint hier normal; es hält uns nicht ab, einen Abendspaziergang zum und am See entlang zwischen Blockhütten und Saunen, durch Föhren-, Birken- und
Eschenwald zu machen, bevor wir uns nach einem Schwätzchen mit den deutschen Nachbarn zu Bett begeben.
31.05.2010
Montag, Punkaharju / Kerimäki / Pielinen-See
277 km
Die angeblich grösste Holzkirche der Welt in Kerimäki ist offiziell erst ab Mitte Juni geöffnet. Aber ich treffe im daneben stehenden Glockenturm einen netten Theologiestudenten, der sich
über mein Interesse freut und mir eine private Führung (englisch) anbietet, was ich gerne annehme: Die ev.-lutherische Kirche, 1847 erbaut, ist so gross geworden, weil die Masse in den
Plänen in Fuss angegeben waren, aber als Meter interpretiert wurden. Die Kirche fasst 3‘300 Menschen, hat keine Heizung, warum sie erst ab Juni geöffnet wird; deswegen wurde eine
Winterkirche angebaut. Nur Weihnachten findet am Morgen um 07.00 Uhr ein Gottesdienst statt; dann wärmen rund 550 Kerzen und die vielen Menschen, die von weit her kommen, den
Raum. Unsere nächsten Stationen sind Savonlinna und die Burg Ovavinlinna, auf der alljährlich Opernfestspiele stattfinden. Deswegen ist Savonlinna als nordisches Bayreuth bekannt; die
Stadt liegt malerisch auf einer Kette kleiner Inseln im Saimaa-See. Die 1475 erbaute Burg mit ihren drei grossen Wehrtürmen ist gut erhalten; sie beherbergt diverse Restaurants, ein
Museum und bietet von den Türmen eine traumhafte Aussicht auf Stadt, Inseln und Seen. Leider finden Führungen auch erst ab Mitte Juni statt, so dass wir vor vielen verschlossenen Türen
stehen, und niemand zu bewegen ist, uns Einlass zu gewähren. Auf der grünen Strasse 471 geht’s weiter Richtung Sappu; mit einer dieser gelben Gratisfähren setzen wir über nach
Hanivirta und fahren nach Sappu auf einer Landstrasse und über einen Deich bis Liperi, dann nach Joensuu, wo wir auf die grüne Strasse in Richtung Lieksa gelangen. Diese erweist sich
stellenweise als holprige Kiesstrasse durch Wald, Ackerland und Wiesen entlang Suurselkä zum Pielinen-See.
Mich faszinieren die abwechslungsreiche Fauna und Flora: Azaleengewächse und Heidekraut, Heidelbeerstauden, dann wieder Moor- und Torflandschaften mit Sumpfdotterblumen -
Maiglöckchen auch und Vergissmeinnicht; Vogelgezwitscher variantenreich: Kuckuck, Tannenhäher, Wasserschnepfen…., aber immer noch keine Elche!
Auf unserem Campingplatz bei Lieksa am Pielinen-See sind wir wieder einmal alleine; Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, obwohl am 15.05. Eröffnung gewesen wäre.
Schneehasen (Pfoten und Bauch waren noch weiss) am Abend erinnern uns daran, wie weit nördlich wir bereits sind, und ein langer, kalter Winter und Frühling Natur und Arbeiten verzögert
haben.
01.06.2010
Dienstag, Lieksa / Manamansalo
269 km
Wir fahren von Lieksa Richtung Kuhmo – von Numijärvi bis Teljo auf Schotterstrasse - bei herrlichstem Sonnenschein. Wieder entdecken wir Moor, Heide, Seen, Bäche, nur keine Elche.
Einige Föhrenwälder sehen beängstigend braun und spärlich aus; nur die Birken geben Farbe. Ganze Abschnitte sind gerodet; Birken- und Föhrenstämme liegen gestapelt an der Strasse;
Abfallholz türmt sich landeinwärts.
Kurz vor Kuhmo biegen wir westwärts auf der 76 in Richtung Sotkamu ab und folgen der 22 entlang dem Nuasjärvi-See zum Oulujärvi-See. Über schmale idyllische Strassen erreichen wir
die Insel und den Campingplatz Manamansalo im Föhrenwald am See. Obwohl erst nächste Woche die Ferien anfangen und wir als WOMO alleine sind, zahlen wir trotz SS den vollen
Preis (€ 28.00!)
02.06.2010
Mittwoch, Manamansalo / Kokkola
275 km
Von hier aus wollen wir so schnell wie möglich an die Ostseeküste, da der nordwestliche Teil der Seenplatte flach und unspektakulär ist – fruchtbares Acker- und Weideland -; wir setzen von
der Halbinsel mit der Fähre über, fahren auf der 879 bis Saräisniemi und dann auf der 821 bis Piipola, wo ich eine Holzkirche und einen Soldatenfriedhof entdecke. Bei Haapavesi an einer
Bucht und Flussmündung essen wir Mittag und begeben uns am Fluss entlang nach Onlainen. Im ADAC-Führer haben wir einen Ca-Platz 110 entdeckt, der direkt in den Dünen liegt und
allen Komfort aufweist, den wir uns mal wieder wünschen. Doch am Empfang erklärt man uns, dass er offiziell erst am Freitag aufmacht, alles Reden mit Engelszungen nützt nichts, obwohl
bereits viele Dauercamper hier sind und Autos das Tor passieren. Wir kehren um, fahren durch die Dünen und viele Fereinhaus-Siedlungen, in der Hoffnung, einen Stellplatz zu finden. Der
nächste Ca-Platz Tapion Tupa hat zwar das ganze Jahr offen, liegt aber zwischen 2 Strassen und für unsern Geschmack zu weit vom Meer entfernt. So fahren wir weiter bis Kokkola /
Karleby – Ykspihlaia. Dieser Ca-Platz wird gerade neu angelegt, die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen; er ist ein Teil eines Freizeitparks direkt zwischen Hafen und Strand. Mit
einem Abendspaziergang an Bächlein entlang zur Mole und vorbei an vielen Jugendlichen, die sich hier spielend und Sport treibend vergnügen, beschliessen wir den Tag. Es ist sonnig und
warm, aber die Mücken…..
03.06.2010
Donnerstag, Kokkola / Ruovesi
242 Km
Um 07.00 Uhr werden wir vom Vorschlaghämmern geweckt!!! Also fluchtartiger Aufbruch. Wir fahren über die empfohlenen 7 Brücken, die die vorgelagerten Halbinselchen miteinander
verbinden nach Jakobstad; doch die Brücken sind ziemlich ver- und überbaut, dass sie weder Kunst- noch Naturgenuss darstellen. So sind wir froh, dass wir die angepriesene Schiffsfahrt
nicht gebucht haben.
Uns zieht es zurück zur Seenplatte in Richtung Südost, da uns Saisoneröffnung, Tourismus und Bauerei wenig behagen.
Bei Evijärvi nehmen wir die falsche Abzweigung …. Zum Glück! Denn wenige Meter später zuerst ein Elch, dann der 2., 3., 4… sie springen über die Strasse … zu schnell, um den
Fotoapparat zu zücken, und doch Zeit genug, um staunend diese Tiere zu bewundern. Das Winterfell haben sie noch nicht ganz abgeworfen; deswegen sehen sie gesprenkelt aus. Wie
auch andere Autofahrer fahren wir hin und her, um vielleicht noch einmal einen Blick auf diese scheuen Tiere werfen zu können; umsonst.
In Richtung Alajärvi fahren wir am Lappajärvi entlang, an verschiedenen Seen und Flüssen. Bei Lettimärki besteigen wir einen Feuerwach-Holzturm mit ca 256 Stufen. Wir haben einen
herrlichen Rundblick auf die fruchtbare Landschaft und endlose Wälder. Bei Virrat, 20 km vor Ruovesi biegen wir in den Helvetinjärvin-Nationalpark ab, eine traumhaft wild-natürliche,
Urwald-ähnliche Landschaft. Es gibt hier wunderschöne Wanderrouten durch Schluchten, die vor Millionen von Jahren in die Berge gefräst wurden; der Boden ist teppichweich, die Luft
subtropisch feucht, die Baumkronen bilden den Himmel über uns.
Nach kurzer Zeit umwerben Mückenschwärme Fredis Haupt, er kann sich kaum wehren und ergreift die Flucht zurück zum WOMO, das wir bei einem Informationskiosk parkiert haben.
Unser Campingplatz „Haapasari“ bei Ruovesi liegt auf einer Insel im Ruovesi-See, durch einen Damm verbunden. Es ist ruhig hier, schön windig, was die Mücken vertreibt, und ich kann
endlich waschen (€ 10.00), die Wäsche draussen aufhängen.
04.06.2010
Freitag, Ruavesi / Hattula
264 km
Wir geniessen hier noch den Morgen mit einem Spaziergang um die Insel und fahren erst um 11.00 Uhr wie meistens auf grüner Strasse nach Manttä, und durch den Nationalpark nach
Halli, wo wir am See unsere Mittagsrast sowie Einkauf fürs Wochenende tätigen. Über Orivesi und Kangsala halten wir in Hattula und besuchen den mittelalterlichen Dom, der eine
bedeutende Wallfahrtskirche ist. Auf einer schmalen Strasse, entlang an einem riesigen Golfplatz, erreichen wir den Campingplatz, der auf einer Landzunge am Vanajavesi-See liegt. Der
Campingplatz ist zwar schön gelegen, aber für seine einfache Ausstattung viel zu teuer (€ 22.00 plus 5.00 für Strom): in einem Blockhaus waren für 20 Leute eine Dusche und ein WC
geöffnet, die ewig besetzt waren.
Mit fünf Tickets für die Fähren rund ums Baltikum fahren wir am 22.05.2010 los in Richtung Norden